Beschreibung des Brunnens nach Günter Mauermann

Der Mauermann-Brunnen ist eine als Bilderbogen in Kollagetechnik konzipierte Plastik mit Wasserschleier. Die Form erinnert an die beiden Tore, zwischen denen sich der Brunnen befindet.

Ausgehend vom Wasserschleier her: Links der „Thama mit dem Hamma“; eine Sagengestalt, die am Vorabend des Tages des hl. Thomas (21.12.)  droht, in die Köpfe böser Kinder mit dem Hammer einen Nagel, den er auch in der Hand hält, einzuschlagen.

Rechts eine Ziehbrunnenszene mit zwei „ratschenden“ Frauen und einem Kind, das trommelt. Die Trommel war eines der häufigsten Spielzeuge. Der Brunnen erinnert an die öffentlichen Brunnen in der Stadt.

Es gibt in dem Bilderbogen auch noch andere Kinder mit damals gebräuchlichem Spielzeug, mit Windrad, Holzpuppe und Steckenpferd. Unterhalb dieser Szene ein paar Worte in Weidener Mundart. Versuchen Sie sich doch an der Aussprache, lieber Gast!

Rechts weiter eine Szene mit einem Tuchmacherladen. Auf dieses Handwerk geht eine der ältesten Stiftungen der Stadt Weiden, das sogenannte „Alte Almosen“ zurück, das auch Erbauer des Alten Schulhaues ist.

Dann weiter oben ein Lastenträger (Fass) zwischen Schweinen und Kühen (auf dem Viehmarkt wurden in erster Linie Schweine und Kühe gehandelt). Dies erinnert auch an die Ackerbürgerstadt-Tradition Weidens wie auch der Alte Spruch: “A Haus am Grobn, an Acker in  der Scheibn, a Wies auf der Au, hat a jeder Bürger von der Weidau“.

Darunter ein Stück Amulettkoralle, Hinweis auf Aberglauben.

Dann die Lateinschule: Der Lehrer zeigt den Storch und den Frosch – der Text: Der Storch nistet auf dem Dach, der Frosch quakt. Schon seit 1576 ist ein Storchennest auf dem Dach des Alten Rathauses belegt.

Hinter der Schulszene, wo ein Schüler heimlich einem anderen eine Botschaft übergibt, ganz oben das Pferd, das einen Pestkarren zieht, auf den man die Toten geschichtet hat. 1634, im Dreißigjährigen Krieg, wurde Weiden von der Pest heimgesucht. Der Pestfriedhof befand sich außerhalb der Stadt am heutigen Schmellerweg.

Dann zwei bestrafte Frauen, eingesperrt in die Doppelgeige und verspottet von Zuschauern, Ausdruck der früher häufig üblichen „Schandstrafen“.

Davor ein Hund mit Knochen und dahinter der alte Weidener Rathausturm.

Darunter links der hl. Michael. Die Michaelskirche am Ende des anderen Marktteils war die Hauptkirche in Weiden. Sie wurde ab 1663 simultan verwendet, darum links ein Eingang mit Stola für die Katholiken und rechts ein Eingang mit Bibel für die Protestanten. Über dem protestantischen Eingang ein Satz von dem Geistlichen Tobias Clausnitzer, nachdem endlich der 30-jährige Krieg beendet war: „Er, der Herr des Friedens gebe euch Frieden allenthalben und auf allerlei Weise.“

Unten über der Maske für den Bierauslauf, ein Ratsherr hinter einem spielenden Kind.

Auf der Innenseite ein invalider Bettler ohne Beine.

Darüber dann fährt eine abgehärmte Bäuerin mit ihrem Sohn die Waren zum Markt (im Hintergrund arbeiten  Maurer). Das Marktrecht war für eine Stadt wie Weiden sehr wichtig und Quelle beständiger Einnahmen.

Daneben ein kleines Vogelkerlchen (dicker Bauch mit Händen und Vogelkopf). Das ist die Sagengestalt des Hoimanns als Rabe (er erschreckt die Leute mit „Hoi! Hoi! Ziegenmelker“).

Darüber eine der häufigen Feuersbrünste mit Feuerglocke und einem Mann der versucht, ein wenig Gut zu retten. 1536 und 1540 haben zwei große Stadtbrände Weiden fast völlig zerstört, es zeugt vom damaligen Wohlstand der Bewohner, dass Weiden größer und prächtiger im Renaissance-Stil wieder aufgebaut wurde.

Oben zwei Einzelkämpfer, stellvertretend für den 30-jährigen Krieg, als die Schweden die Stadt einnahmen. Hinter der Kampfszene (im Innenbereich) eine kleine Idylle: die Gänseliesel.

Rechts von der Kampfszene ein Satz von Max Reger (Weiden ist ja die Max-Reger-Stadt): „Gut war‘s im Hotel, dem Hotel zur lustigen Wanzen, nur der Portier hat mir nicht gefallen.“ (Max Reger, der das Nahen des Todes vielleicht schon fühlte, meinte mit dem Portier den Tod.) Unterschrieben: Max Reger, Akkordarbeiter – der Künstler pflegte sich selbst scherzhaft so zu bezeichnen, um sein riesiges Arbeitspensum zu dokumentieren.

Darunter (in Beziehung zum Eichamt) ein Mann, der Säcke wiegt.

Bei ihm ein Jahrmarktsgaukler auf dem Kopf stehend mit Äffchen auf dem Arm. (Hinter dem Arm des Wiegenden ein frühes Selbstportrait von mir, Günter Mauermann, im Profil und an anderer Stelle die Hand meiner Frau und meiner Tochter.)

Daneben eine Szene beim Bader (alter Mann in der Wanne und Kind mit Zahnweh). Diese Szene erinnert an die gegenüberliegende Obere Bachgasse, die früher Obere Badgasse hieß, da sich dort ein öffentliches Bad befand.

Weiter rechts ein Gitarrespieler mit den Worten in unserer Mundart: „Bal a de ooschloch glinngst!“ („Sobald ich dich anschlage – die Saiten – klingt es“).

Unten ein Schneider (stellvertretend für viele mittelalterliche Handwerksberufe). Der Schneider trägt einen Ziegenkopf: Es geht die Sage, dass ein Schneider mit Ziegenteufelsmaske auf der Stadtmauer erschien und damit die Schweden in die Flucht trieb.

Am Ende des Wasserschleiers (als Gegenstück zu Thomas) die Lucier die am Vorabend der hl. Lucia mit ihrem Schlachtmesser droht, Bäuche aufzuschneiden, um Därme und Blut in ihrer Schüssel zu sammeln.